8. September 2012 Weltrekord

neuer Geschwindigkeitsweltrekord

"Mr. Hayabusa" hat seinen 15. Weltrekord

Mit 330,43 km/h schnellstes Motorrad mit Straßenzulassung

"Da haben wir nochmal Glück gehabt mit dem Wetter" mag zunächst manch einer der Zaungäste gedacht haben, denn am 8. September 2012 liegt die ehemalige Startbahn für Phantom-Jets bereits um 8.00 Uhr morgens in strahlendem Sonnenschein. Es ist die Stunde der Wahrheit für Profi-Rennfahrer Elmar Geulen, denn heute soll der verpatzte Weltrekordversuch vom Vorjahr endgültig in die Vergangenheit geschickt werden. Ort der Handlung: das Testgelände von General Motors/Opel in Pferdsfeld/Rheinland-Pfalz.

Doch einer ist wegen der hochsommerlichen Temperaturen nicht so recht glücklich - der Rekordfahrer selbst. Sein Team war extra so früh wie möglich an die Strecke gekommen, in der Hoffnung, bei möglichst kühler Morgenluft an den Start zu gehen. Die enthält nämlich deutlich mehr Sauerstoff: darüber freut sich der Motor und kann maximale Leistung bereitstellen.
Stattdessen hitzeflimmernder Asphalt wie in einem texanischen Roadmovie.

Alles ist seit etlichen Monaten perfekt vorbereitet, und doch dominiert das Unvorhersehbare zunächst den Beginn des Weltrekordtages: während der Startvorbereitungen bricht eine Halterung am Motorradständer - das fertig präparierte Rekordbike kracht zu Boden. Bange Minuten. Hochpräzise Bauteile könnten beschädigt sein; die Lenkgeometrie und das für den Rekordversuch so wichtige Geradeauslauf-Verhalten sind in Gefahr. Die aerodynamische Verkleidung ist gerissen, das könnte den ohnehin problematischen Luftwiderstand negativ beeinflussen.

Die Team-Mechaniker Daniel Lauenstein und Lars Römer arbeiten fieberhaft, aber gewohnt professionell. Jede Hand weiß was zu tun ist, das Technikerduo ist aus vielen Renneinsätzen krisenfest. Und so gibt es nach kurzer Reparaturzeit Entwarnung - es kann gestartet werden.

Wieder und wieder muss nun Rennfahrer Elmar Geulen das drei Kilometer lange Asphaltband entlang rasen, damit die geeichte Präzisions-Zeitmessanlage kalibriert werden kann. Die Messung darf keinen Zweifel zulassen, mogeln ausgeschlossen: In die Lichtschranke rein, aus der Lichtschranke raus. Unbestechliches Messergebnis.
Technisch verstärkt wird das Zeitmess-Team (B-Sys Zeitmessung) durch die Firma EP:Gayer aus dem nahegelegenen Bad Sobernheim: sie stellt einen großen Anzeige-TV zur Verfügung, damit anwesende Medien-Vertreter die jeweils gemessenen Zeiten schnell und deutlich erkennen können.

Während dieser Einstellfahrten definiert "Mr. Hayabusa" auch seinen Bremspunkt, der etwa 500 Meter vor dem Streckenende liegt. Immerhin soll das 400 PS starke Motorrad nicht nur auf über 300 km/h beschleunigt werden - Fahrer und Bike müssen auch heil wieder zum Stehen kommen ...
Schon die ersten Fahrversuche zeigen: die Piste ist insgesamt etwas knapp. Um nicht über das Ende hinaus in ein abschüssiges Feld zu fliegen muss der Rennprofi herzhaft "in die Eisen gehen".

Trotzdem kommt es zu einem unfreiwilligen Ausritt - das Bike rutscht gefährlich schlingernd in den Acker. Doch offenbar sind Elmar Geulens antrainierte Reflexe aus erfolgreichen Motocross-Jahren (4facher Deutscher Meister) noch abrufbar, und es geht gut aus.
Safety first - Sicherheit ist wichtig. Ein Sturz bei über 300 km/h ist kein Kindergeburtstag. Allerdings kann Sicherheitsbekleidung auf modernstem Niveau viel Schlimmes verhindern. In Sachen äußerer Schutz vertraut "Mr. Hayabusa" auf die einzigartigen Held-Kombis, optimiert von den der Ledergurus von "Skill Skin"
Doch auch der "Sicherheit für Drunter" kommt längst eine hohe Bedeutung zu. Sogenannte Funktionsunterwäsche hilft im Ernstfall dem Rennfahrer, buchstäblich seine Haut zu retten.
In dieser Hinsicht verlässt sich das Team "Mr. Hayabusa" inzwischen auf die Kompetenz von "SGS St. George's Shield" und deren Unterziehkleidungs-Konzept. Das Kleidungsmaterial nennt sich Abra-Tex und verfügt über hervorragende schnitt- und abschürfhemmende Eigenschaften. Abra-Tex ist auch temperaturfest bis 400°C, was einen sehr guten Schutz gegen Brandwunden gewährleistet, wie sie z.B. beim Kontakt mit dem heißen Auspuff oder beim Schliddern über Asphalt entstehen können. Selbst wenn in Falle eines Sturzes die Lederkombi äußerlich unbeschädigt bleibt, können schlimme Hautverletzungen entstehen.  Abra-Tex ist atmungsaktiv und verfügt über einen sogenannten "Docht-Effekt", der die Feuchtigkeit (etwa vom Schwitzen) zuverlässig weg von der Haut nach außen transportiert.

Professioneller Motorsport ist Teamarbeit, keine Einzelleistung. So kommt es nach jedem Lauf zum kurzen, aber intensiven Gedankenaustausch mit den Technikern. Zu deren Verfügung wurde ein regelrechtes Arsenal von Geräten und Hilfsmitteln ins Testcenter transportiert - ein logistischer Balanceakt, der letztlich nur mit Hilfe der Alpha Autovermietung Jörg Friesike (Euskirchen).
Permanent müssen mehrere, scheinbar unvereinbare Probleme parallel bearbeitet werden: Trotz des heißen Asphalts müssen beispielsweise die Reifen beim Start auf ca. 90 Grad geheizt werden, um perfekte Bodenhaftung zu garantieren und ein Reißen der Karkasse sicher auszuschließen. Dies geschieht mit Hightech-Reifenwärmern der Marke HSR, die ebenfalls mit Spezialisten vor Ort war. Gleichzeitig muss der extrem heiße Motor nach jedem Run mittels eines überdimensionalen Gebläses abgekühlt werden. Stress für Techniker und Fahrer gleichermaßen.

Wenn der Rekordjäger zwischendurch kurz den Helm abnimmt zeigt sich Sorge in seinem Gesicht. "Der Ladedruck stimmt nicht, die Motorleistung ist zu schwach" flüstert er; das angereiste Kamerateam vom Nachrichtensender N24 soll von den anfänglichen Technikproblemen nichts mitbekommen. Wieder analysiert das Mechaniker-Team den Fehler und behebt ihn zügig.
Dann geht alles sehr schnell: "Achtung Messanlage! Ich fahre den ersten richtigen Versuch."
Etliche Augenpaare der Team-Mitglieder und Reporter krallen sich am Monitor fest. Jetzt die Anzeige - 324 km/h. Weltrekord.
Allen fällt ein Stein vom Herzen, aber Elmar Geulen bleibt in Helm und Kombi. "Da muss noch mehr gehen. Wir machen weiter."

Mittlerweile steht die Sonne im Zenit, und alle Anwesenden suchen den spärlichen Schatten der Teamzelte wie Hunde auf einem afrikanischen Basar. Die Hitze ist erbarmungslos. Keiner kann sich vorstellen, wie sich das unter Elmar Geulens Helm, der schweren Rennkombi und der darunter liegenden Sicherheits-Wäsche anfühlt.
Atmen wird zum Kraftakt, doch dem 55jährigen Weltrekordler geht die Luft nicht aus. "Ich habe immer meinen persönlichen Luftkurort dabei", schmunzelt er. Geheimnisvolle Andeutung, die sich schnell aufklärt: in der mentalen Vorbereitungsphase für den nächsten, alles entscheidenden Versuch sieht man ihn entspannt neben einem zunächst medizinisch anmutenden Gerät sitzen, aus dem ein kleiner Schlauch zur Nase des Rennfahrers führt. Die Aufschrift "Airnergy" macht neugierig, und Physio-Betreuer Guido Bierther - selbst aktiver Rennfahrer - klärt auf: "Es handelt sich um ein technologisches System zur energetischen Optimierung des Atemluft-Sauerstoffs, die sogenannte Spirovital-Methode. In dem Gerät wandeln von uns entwickelte Katalysatoren den Sauerstoff von seiner ursprünglichen (energieärmeren) Triplettform in energiereichen Singulett-Sauerstoff um. Diese Sauerstoff-Form kennt unser Körper, denn er produziert ihn auf zellulärer Ebene auch selbst. Dabei wird nicht etwa der Sauerstoffanteil (ca. 21%) in der Atemluft erhöht, sondern stattdessen qualitativ verbessert. Das führt u.a. zur Verbesserung der Ausdauerleistung bei Leistungssportlern."
Das System kann erfolgreich auf millionenfache Anwendung in 70 Ländern verweisen und ist im professionellen Motorsport im allerpositivsten Sinne als Mittel zur gesunden und legalen Leistungsoptimierung bekannt. Zu den überzeugten Anwendern gehört Formel 1-Pilot Jenson Button ebenso wie das AMG Mercedes DTM-Team.
Frage an den 15fachen Weltrekordler Elmar Geulen: Hilft es?
Die Antwort: "Airnergy ist seit vielen Jahren fester Bestandteil meines intensiven Fitnessprogramms. Es hilft mir nachweislich, mein nötiges physisches Level zu erreichen und aufrecht zu erhalten, meine Konzentration zu verbessern und meine Regeneration zu optimieren. Und es ist gesund. Mich kann man nur mit Leistung und Tatsachen überzeugen. Airnergy ist das gelungen."

Die Hoffnung auf nachmittägliche Abkühlung wird von der Prognose des Wetterdienstes zerstreut, Geulen steigt trotzdem hochmotiviert auf seine Suzuki.
Doch die äußeren Umstände zehren auch an der Technik. Diesmal die Reifen: der brennend heiße Anti-Skid-Belag - auf Flugpisten ein Garant für effektive Bremswirkung auch bei Eisglätte - bietet zwar reibeisenartigen  Grip, frisst deshalb aber die Reifen besonders gierig, zumal die Strecke relativ staubig war, was zu extrem hohem Wheelspin (Durchdrehen des Hinterrades) führte. Probleme, bei deren Lösung einmal mehr das Knowhow der anwesenden Bridgestone-Spezialisten Clarissa Walther und Klaus Kirchner gefragt war.
Reifenwechsel, und ab! Wie eine Raubkatze faucht die Suzuki Hayabusa vom Start weg, das Vorderrad will sich in jedem Gang vom Boden heben. Atemberaubend, wie schnell es die gut 2,5 Kilometer entfernte Lichtschranke erreicht. Kein Kamerawagen kann ihm auch nur annähernd folgen.
An der Messanlage bricht Jubel aus, Fäuste recken sich gen Himmel. 330,43 km/h! Kein straßenzugelassenes Motorrad auf diesem Planeten war vorher so schnell. Um jeden Zentimeter wurde hart gekämpft, denn bei Geschwindigkeiten jenseits von 300 km/h wird die Performance des Bikes nicht mehr linear generiert - die Leistungsausbeute entspricht nun einer Exponentialfunktion. Im Klartext: Jedes weitere km/h benötigt immer mehr zusätzlichen PS-Aufwand.
Bei der technischen Vorbereitung zählen Details, an deren Lösung zuverlässige Teampartner beteiligt sind. Ein Problemthema, das dem Mechanikerteam seit der Weltrekord-Schlappe 2011 Sorge bereitet hatte, waren die Batterien. Mit den Akkus von BF Bikefire wurde endlich ein kompetenter Partner rekrutiert - die Competition Bikes von "Mr. Hayabusa" profitieren davon in Hinblick auf Gewichtseinsparung und Betriebssicherheit. 

Für "Mr. Hayabusa" Elmar Geulen und sein Team gibt es Grund zum Feiern, was im nahe gelegenen Hotel "Maasberg Therme" (Bad Sobernheim) freimütig in die Tat umgesetzt wird. Hier in der "Toscana Deutschlands" werden die "Akkus" wieder aufgeladen - bei leckerem Essen und dem einen oder anderen guten Tropfen. Bis spät abends wird gelacht, gelebt und gefeiert.


Nachtrag:

Natürlich haben sich die News vom neuen Weltrekord wie ein Lauffeuer per Nachrichten und Internet verbreitet. Genauso schnell standen die ersten Kommentare im Netz. Wohl gemeinte Glückwünsche meist, für die sich das Team herzlich bedankt.

Und an die Adresse von Kommentierern à la "... keine Kunst, mein Kumpel ist selbst schon schneller gefahren ...":
Die Rekordgeschwindigkeit wurde mit einer im professionellen Motorsport eingesetzten Präzisions-Messanlage ermittelt; es liegt ein offizielles Messprotokoll vor. Die Differenz solcher Messeinrichtungen zu den meist positivierend-übertreibenden Tachoanzeigen ist erheblich.
Selbst das zu Kontrollzwecken vom Team zusätzlich involvierte GPS-Messgerät (kein Billigprodukt!) wies bei mehreren Läufen eine Differenz im zweistelligen Bereich mehr auf (!).

Liebe Suzuki-Fahrer, liebe Bikerfreunde - wir haben unser Herz alle demselben Lifestyle verschrieben: der Freiheit, die man nur auf zwei Rädern begegnen kann. Manche von uns sind Freizeitfahrer, manche sind ambitionierte Motorsport-Fans. Manche sind Profiracer. Viele genießen und kommunizieren das Gefühl, schnell unterwegs zu sein. Sehr schnell. Auf öffentlichen Straßen wollen wir keinen Wettstreit abhalten, genauso wenig wie mit Sprüchen ohne Wahrheit aus der Anonymität des Internets heraus.
Auf der Straße geht es um Sicherheit - um unsere wie um die Anderer. Nehmen wir diese Verantwortung wahr.
Auf der abgesperrten Rennstrecke ohne Gegenverkehr können wir uns gern treffen und um Meter und Sekunden kämpfen. Nice to meet you!